Wechselwirkungen zwischen Produkten
Mit Zunahme von diversen Wundbehandlungsprodukten und den hin-
zugesetzten Substanzen besteht heute mehr denn je die Gefahr von
Wechselwirkungen, die im günstigsten Fall zu einer Neutralisation und
damit Unwirksamkeit führen, im schlechtesten Fall aber erheblichen
Schaden verursachen können.
Aber auch körpereigene Stoffe können zu einer Veränderung der Wir-
kungsweise führen.
Die nachfolgenden Wechselwirkungen sind beschrieben und nachge-
wiesen, erheben jedoch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Man
kann davon ausgehen, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher
liegt als hier dargestellt.

PVP-Iod → Blut
Gelangt PVP-Iod mit dem Bluteiweiß in Verbindung, neutralisiert sich
das Iod sehr rasch und entfaltet dann keine Wirkung mehr.
ALSO: Dort wo es blutet wird kein Iod eingesetzt!

 

PVP-Iod (Iodosorb®) → Antiseptika, wie: Octenisept®, Wasserstoffperoxyd

und Taurolidin®

In der Wundversorgung kann es vorkommen, dass Iodosorb® eingesetzt wird.
In diesen Fällen sollte eine gleichzeitige Wundspülung mit Octenisept® oder
Wasserstoffperoxyd u.a. nur dann erfolgen, wenn gewährleistet ist, dass diese
Lösungen rückstandslos vor der Applikation von Iodosorb® entfernt wurden.
Ansonsten kommt es zur Iodfreisetzung mit Verätzung und Braunverfärbung.



PVP-Iod → Kollagenprodukte, denaturierte Eiweiße
Eine Kombination bzw. ein vorheriger Einsatz von PVP-Iod mit Kolla-
genprodukten, wie z.B. Promogran, Promogran Prisma, Epiona und
Suprasorb C darf nicht erfolgen, da auch hier die Eiweißverbindungen
mit Iod reagieren, Eiweiß ausfällt und Iod unwirksam wird.
ALSO: Wunde nach Iod-Einsatz reichlich ausspülen oder besser kein
Iod einsetzen.


Polyhexanid (Lavasept) → Alginate
Nachteilig bei der Verwendung von Polyhexanid-Lösungen ist, dass
dieses Antiseptikum seine Wirksamkeit in Gegenwart bereits geringer
Mengen negativ geladener Ionen, z.B. bei Anwesenheit von Alginat-,
Acrylat-, Lactat- oder Iodionen, verliert.
Daher ist darauf zu achten, dass Polyhexanid-Lösungen nicht mit an-
deren Wundtherapeutika und/oder moderneren Wundverbänden ge-
meinsam angewendet wird. Auch bei der Auswahl von Wundabde-
ckungen ist auf deren Wirkstofffreiheit zu achten.

ActiMaris Wundspüllösung → wirkstoffhaltige Externa
Um mögliche Interaktionen zu vermeiden, sollte die Wundspüllösung
nicht gleichzeitig mit wirkstoffhaltigen Externa (z.B. silber-, biguanid-,
taurolidin- oder iodhaltigen Lösungen bzw. Wundauflagen) angewen-
det oder mit solchen gemischt werden (Fa. Mölnlycke).

Nanokristallierendes Silbersalz → Kochsalzlösung
Die Wundauflage Acticoat (Smith & Nephew) muss zur Aktivierung mit
einer Lösung angefeuchtet werden um seine Wirkung zu erzielen.
Allerdings ist der Einsatz von isotonischen Kochsalzlösungen (wird
sehr oft als Spüllösung von Wunden eingesetzt) kontraindiziert, da die
Natrium- und Chlorid-Ionen eine Verbindung mit dem nanokristallisie-
renden Silber eingehen und die wirksamen Silberionen „verbrauchen“.
Eine verminderte Wirkung ist die Folge.
ALSO: Acticoat wird mit Aqua dest aktiviert.

Biochirurgie mit Maden → Bacterium Pseudomonas (Schleim-
bildner)
Die Larven der Goldfliege haben keine Lebensgrundlage in Anwesen-
heit von schleimbildenden Bakterien.
ALSO: Bei Verdacht auf Pseudomonas-Infektion vorher einen Abstrich
machen.

Cutimed Sorbact → Öl, fett- oder vaselinhaltige Substanzen
Cutimed Sorbact besitzt eine hydrophobe Wirkung. Öl, fett- oder va-
selinhaltige Substanzen, z.B. in allen Salben und Cremes enthalten,
verbinden sich mit dem DACC-imprägnierten Fasern von Cutimed
Sorbact und verhindern so die Ankopplung von Bakterien.
ALSO: Auf jeden Einsatz von Salben, Cremes und Öle verzichten.

Hämoglobin-Spray (Granulox) → Enzympräparate / Antiseptika
Antiseptika dürfen nicht gleichzeitig verwendet werden. Sie müssen
ausgiebig aus der Wunde gespült werden.
Gleichzeitiger Einsatz von enzymatischen Produkten hebt die Wirkung
von Granulox auf.

Hydrogele → saugende Wundauflagen (Alginate, PU-Schäume,
Saugkompressen, superabsorbierende Wundauflagen, etc)
Die Feuchtigkeit von Hydrogelen (über 90% Wasser incl. Gelbildnern)
wird durch o.g. Verbandstoffe aufgenommen und steht damit dem
eigentlichen Zweck – z.B. der Autolyse – nicht mehr zur Verfügung.
Hydrogele können ggf. nur dann sinnvoll sein, wenn feinporige
PU-Schäume eingesetzt werden. Das sollte aber nur im Einzelfall
entschieden werden.

Hydrokolloidverbände + Folienverbände → Kompressionsverbände
Da weder Folienverbände noch Hydrokolloidverbände Exsudat speichern
können, sollten Sie nicht unter Kompressionsverbänden zum Einsatz
kommen. Durch den Kompressionsdruck wird Exsudat aus der
Wundauflage herausgedrückt und es besteht Mazerationsgefahr.
Auslaufende Verbände sind nicht nur unhygenisch, sondern bergen
auch eine Infektionsgefahr.